Osterfreuden

Ostern ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Die Sucht, alles ins Riesenhafte, Maßlose zu übersteigern, hat längst Platz gegriffen und lässt der Bescheidenheit und inneren Einkehr kaum mehr eine Chance. Gigantomanie ist angesagt. Das betrifft auch Ostern.

Schon im Jänner machen in den Supermärkten bunt gefärbte Eier auf sich aufmerksam und aus den Regalen lachen uns goldene Osterhasen entgegen. Dabei hatten wir doch gerade erst Weihnachten gefeiert!

So erinnere ich mich umso lieber, aber auch mit Wehmut, an Ostern meiner Kindheit auf dem Land zurück. Schon eine Weile her, aber nichtsdestoweniger erwähnenswert.

Mein absoluter Liebling war immer schon der Osterhase. Nicht der von heute, der von damals. Jener, den ich nie zu sehen bekam, nur hinter jedem Busch und Eck zu ahnen glaubte. Weit, dass wir kaum – meine Freundin Klara und ich – noch heimfanden, strolchten wir in den Wald. Seine Werkstatt ausfindig zu machen. Die musste doch irgendwo sein.

Barfuß gehen, wenn der Osterhase kommt. Auch durch den Schnee. Dieser chancenlose Schnee, der unter den Füßen schmilzt. Dieses Wunder, dass der Osterhase immer ein grünes, trockenes Nest fand.

So ist Frühling! Wenn die Füße auf der kalten Wiese nicht mehr frieren.

Was hat er dir gebracht, der Osterhase? Mamas und Papas Glück in den Augen, wenn sie uns Kinder glücklich sahen. Versteht man erst später, sagte Klara, wenn man selber Kinder hat.

Seit Ostern ist etwas anders geworden. Seit Ostern muss der Tod mit dem Leben rechnen !

Ja, was hat er denn gebracht, der Gute? Ein paar Eier und einen Schokoladehasen, echt fett, er war nicht knausrig. Weiße Strümpfe, die schnell grasgrün waren. Einen Ball, der fliegen konnte. Er hatte lauter Marienkäfer drauf.

Das Christkind hat noch mehr gebracht. Wieso habe ich eigentlich den Osterhasen mehr geliebt? Endlich, nach Jahrzehnten, später fällt`s mir ein. Der Osterhase hat nur gegeben und nichts verlangt. Beim Christkind musste man immer so schrecklich lange schrecklich brav sein.

Super war das. Dreckig werden beim Suchen, die neuen weißen Strümpfe versauen, alle Eier auf einmal essen, alles durfte man. Gute Osterhasen waren Vater und Mutter. Würde ich ihnen gerne sagen jetzt. Schade, dass sie nicht mehr da sind.

Ja, und die Marienkäfer auf dem Ball, die konnten wirklich fliegen.

© Renate Plöchl, 0676 31 38 390

 

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