Obwohl „Weiber“ da waren

Schon vor einiger Zeit erwarb ein ehemaliger Arbeitskollege – schon im Hinblick auf seine Pensionierung – ein hübsches Haus in ländlichem Gebiet. Mitten im Grünen, umgeben von Obstbäumen, die jährlich reichliche Frucht tragen und zeitweise auch von Schafen, die für die „Mahd“ zuständig sind.

Bei meinem letzten Besuch fiel mir auf, dass am alten Haus von nebenan emsig gebohrt wurde. Irgendwie war ich irritiert, da auf diesem Flecken Erde sonst heilige Ruhe herrschte und pure Entspannung angesagt war.

Auf die Frage nach dem Grund für diese Geschäftigkeit bekam ich von Gerhard und seiner zufällig anwesenden Nachbarin erschöpfende Auskunft:

Das alte Haus bekomme moderne Gartenlampen und Teppichböden und einen Geschirrspüler. Der Mann von der Ferienhausvermittlung hat gesagt, das braucht man. Die Gäste wollen das. Dann zahlen sie auch mehr.

Früher war das Haus an einen Kegelklub vermietet. Die zahlten wenig und ritten das Haus zusammen. Die Nachbarin sagte, das Haus habe immer ausgesehen wie ein Schweinestall.

Männer putzen halt keine Böden, sagt sie. Von Männern könne man nicht verlangen, dass sie ein Haus in Ordnung halten. Oft sehen sie den Abfall gar nicht. Manche Männer, sagt die Frau, wissen nicht, dass die Speisereste in der Pfanne zu schimmeln beginnen, wenn man die Pfanne tagelang herumstehen lässt. Sie könne das verstehen. Männer seien halt so, ihr eigener auch.

Manchmal, sagt sie, hätten die Kegelbrüder auch Kegelschwestern mitgebracht. Man müsse nicht glauben, dass es da um ein Haar besser gewesen sei. Diese Schwestern seien einfach zu bequem gewesen, einmal Fenster zu putzen oder mit Kernseife an die Holzböden heranzugehen; das sei denen gar nicht eingefallen.

Das habe sie nicht verstanden, dass so etwas möglich sei. Als Frau sehe man doch automatisch jeden Abfall.

Der Mann von der Vermittlung habe jetzt eine deutsche Bäckerfamilie vermittelt. Die Frau sei eine ordentliche Hausfrau und die Arbeit gewohnt, auch in den Ferien.

Als richtige Hausfrau habe man nie Ferien. Wozu auch !!

Übrigens gibt es selbstverständlich auch viele ordnungsliebende Männer.

© Plöchl Renate 0676 31 38 390

 

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