In einer der letzten Ausgaben der Kirchenzeitung Sonntag spricht Pater Paul Zulehner, der bekannte Pastoraltheologe über Berufung, über Berufung als Christ und Christin an der Mission mitzuwirken, das Himmelreich auf Erden aufzubauen, also Jesus nachzufolgen.

Früher war dazu eine persönliche Entscheidung nicht notwendig, die meisten waren aus Tradition katholisch und konnten es sich gesellschaftlich gar nicht leisten von diesem Weg abzugehen. Heute zählt das Wählen und so sind wir jetzt wenige, aber habe ich mich für die Missio Jesu entschieden, dann in guten wie in bösen Kirchenzeiten, trotz allem Möglichen, was mir Gott in dieser Bewegung zumutet. Habe ich meine Berufung erkannt, dann darf ich auch das Vertrauen haben, dass Gott mir dazu Begabungen geschenkt hat, die ich in meine Gemeinde einbringen darf. Ich finde, Zulehners Worte können für uns Programm sein, bei unserem Einstieg in eine neue Pfarre mit neuen Priestern und auf dem Weg in eine größere Pfarre. Leben wir unsere Mission!
Mission – am 23. Oktober feiern wir den Missionssonntag und heuer 100 Jahre päpstliche Missionswerke. Gegründet wurden sie 1822 von Marie Jaricot in Lyon als „Werk der Glaubensverbreitung“ um mit Gebet und Spenden Missionsgesellschaften zu unterstützen, sowohl bei der Glaubensverbreitung als auch bei der Armutsbekämpfung. Seit 1922 ist dieses Werk als Missio mit seinen Partnern und Partnerinnen in 150 Ländern der Welt für die Ärmsten der Armen im globalen Süden da, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird. Wir haben der 100 Jahre schon vor den Ferien gedacht, als uns Pater Kiesling besucht hat. Der 88jährige ist seit 40 Jahren im Süden des Kongos, baute Brunnen, Schulen und Internate und reist abenteuerlich in die Dörfer um Heilige Messe zu feiern. Wir unterstützen ihn regelmäßig und freuen uns, wenn er kommt, hat er doch hier Verwandtschaft.
Der Kongo ist auch das Beispielland des heurigen Missionssonntags. Der Staat ist 6 ½ mal so groß wie Deutschland und hat ca. 95 Mill. Einwohner. Der 2.größte Fluss Afrikas, der Kongo, durchfließt es von Ost nach West. Dieses ursprünglich reiche Land hat sich der belgische König Leopold II. als seinen Privatbesitz einverleibt und grausam ausgebeutet. Seine Gier nach Elfenbein und Kautschuk kostetet 10 Mill. Menschen, der Hälfte der damaligen Bevölkerung, das Leben. Davon hat sich der Kongo bis heute nicht mehr erholt, auch wenn das Land seit 1960 unabhängig ist. Eine verlässliche Instanz des von Bürgerkrieg und Hungersnot geknechteten Landes ist die Kirche, die mit vielen Partnern in der Not hilft.
„Eure Handies sind unsere Hölle“ sagen Frauen im Osten des Kongos. Bis zu 40 räuberische Milizgruppierungen, aber auch das Militär kontrollieren die für unsere Handies wichtigen Tantalminen, versklaven Frauen zur Arbeit, vergewaltigen, foltern, töten. Vergewaltigung vor den Angehörigen ist eine Kriegswaffe. Danach verstoßen die Männer die Frauen, die Mädchen finden keinen Mann. Daraus entstandene Kinder haben keinen rechtlichen und sozialen Status, können somit auch nicht in die Schule. Kirchliche Institutionen helfen, auch medizinisch.
Im Süden des Landes gibt es Kobaltminen für unsere Smartphones, Notebooks und E-Autos. Eine korrupte Elite macht mit den geschundenen Arbeitern, darunter 40 000 Minderjährige, gutes Geschäft. Weil auf den Feldern nichts mehr wächst, arbeiten Frauen und Kinder oft für sich über Tag im gesundheitsgefährdenden Schlamm und verkaufen ihre Erträge um einen Bettellohn. Die Schwestern vom Guten Hirten ermöglichen Kindern den Ausstieg und bieten Schulbildung und Essen an. Auch den Eltern werden Alternativen angeboten, Geld zu verdienen. 8 Schulen wurden schon gebaut, denn Bildung ist wie überall der Schlüssel zur Überwindung der Armut und Ungerechtigkeit.
Die allgegenwärtige Hungersnot in Ostafrika verschärft alles. So leben in der 2. größten Stadt Lubumbashi 4000 Kinder auf der Straße. Die Kinder stehlen, prostituieren sich, fallen in die Hände von Stärkeren. Salesianer Missionare haben eine Anlaufstelle, bieten Schul- und Berufsausbildung, Essen und psychologische Betreuung. Wie gut geht es da uns trotz allem! Daher – bitte öffnen sie ihr Börsel am Missionssonntag – Danke!
– Elisabeth „Sissi“ Eichinger