
Im Vorfrühling wird jedes Jahr im Besonderen der weltweiten Frauenproblematik gedacht. Es startete mit dem Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft am 11. Februar. Ziel wäre der vollwertige und gleichberechtigte Zugang zur Wissenschaft für alle Geschlechter. Dazu meint UN-Sekretär Gueterres: „Ohne mehr Frauen in wissenschaftlichen Bereichen wird die Welt weiter von und für Männer gestaltet, das Potential der Frauen bleibt ungenutzt.“ Haben diesen Satz schon unsere katholischen Amtsträger gelesen? Er passt eins zu eins auf unsere Kirche!
Am 8. März begehen wir den Weltfrauentag. Historisch ist er ein Kampftag, ursprünglich ging es um das Wahlrecht für Frauen. In vielen Ländern ist er ein gesetzlicher Feiertag. Aber zum Feiern gibt es weltweit eigentlich noch nichts. Immer wieder berichten Studien von der Gender-Gap, also der Geschlechterkluft. Noch immer leisten Frauen weit mehr unbezahlte Arbeit (Haushalt, Pflege) als Männer. In der Berufswahl gibt es immer noch Männer- und Frauendomänen, wobei die Frauendomänen weit schlechter bezahlt sind. Frauen verdienen bei vergleichbarer Tätigkeit deutlich weniger als Männer. 2020 waren das in der EU 13% in Österreich gar 18,9 %. Dieses Machtspiel schadet aber der Weltwirtschaft, ist also kurzsichtig. Medizinisch werden Frauen eher wie Männer behandelt, sterben im globalen Süden noch zu oft bei einer Geburt oder werden gar vor der Geburt schon abgetrieben. In der Kunst sind Frauen noch deutlich unterpräsent – um nur einiges zu nennen. Da muss man wohl beten!
Und so begehen wir am Freitag, den 3. März, in 170 Ländern den ökumenischen Weltgebetstag der Frauen. Es geht um Zeichen der Hoffnung, Friede und Verständigung unter den Menschen und Nationen und Beseitigung von Unrecht und Gewalt. Heuer haben Frauen aus Taiwan den Gottesdienst, der weltweit gefeiert wird vorbereitet, das Thema: Glaube bewegt. Das Geld der Sammlungen kommt der Förderung von Projekten für Frauen und Mädchen, die es schwer haben, zu Gute. Oft geht es um männliche Gewalt. Und immer wieder zeigt es sich, dass Bildung und eigenes Einkommen das Ansehen der Frauen in der Familie stärkt und die Gewalt gegen sie abnimmt. Die Taiwanesinnen haben es auch nicht leicht, obwohl das Land eines der fortschrittlichsten sowohl in wirtschaftlicher als auch in demokratischer Hinsicht ist. Die Frauen arbeiten, haben Einkommen, doch die patriarchale Vergangenheit und die konfuzianischen Traditionen lassen viele nicht die Freiheit spüren, die die Gesetze verheißen. Außerdem lässt die Bedrohung von Festlandchina, Taiwan in das große Reich „heimzuholen“, das Land nicht zur Ruhe kommen. Trotzdem wollen die Frauen aus Taiwan voll Dankbarkeit und Hoffnung in die Zukunft schauen.
Am 3. 3. ist auch Familienfasttag, organisiert von der katholischen Frauenbewegung. Was wir an diesem Tag sparen, bringen wir am Spendensonntag, den 5. 3. in den Gottesdienst und dann gibt es auch noch das Suppenessen im Pfarrhof. All die Einnahmen kommen Frauen zu Gute, die durch unsere ausgelagerte Sorgearbeit in Schwierigkeiten sind. Diese Carearbeit, Versorgung von Kinder, Kranken und Alten und die Versorgung des Haushaltes hängt immer noch zu einem hohen Prozentsatz an Frauen. Begüterte lagern diese Sorgearbeit an weniger begüterte Frauen aus. Auf der philippinischen Insel Mindanao gibt es besonders viele Sorgemigrantinnen. Das Mindanao Migrants Center unterstützt Frauen in Fällen von Gewalt und Ausbeutung, begleitet Angehörige, besonders die Kinder, stärkt ihr Selbstbewusstsein, bildet sie, lehrt sie Netzwerke zu schaffen und versucht durch politische Einflussnahme das Los der Migrantinnen zu bessern. Diese und viele andere Projekte wollen wir unterstützen, aber auch unsere Solidarität im Gebet für sie ausdrücken. Die einzelnen Einladungen zu den Gottesdiensten finden sie in diesem Blatt. Trotz allem Jammern geht es den meisten von uns gut – wenn wir nur mal über den Tellerrand in den globalen Süden schauen. Mitfeiern und teilen, das ist sicher ein schöner Start in die Fastenzeit. Ich freu mich aus Sie!
– Elisabeth „Sissi“ Eichinger