Sonntag der Weltmission

Jeden Oktober begehen wir den Weltmissionstag. Wir hören von den Besonderheiten des jeweiligen Beispiellandes und unterstützen die Projekte der päpstlichen Missionswerke mit unseren Spenden bei der Kollekte und am Missionssonntag.

Heuer begrüßt uns mit „Namaste“, übersetzt „Ich verneige mich vor dir!“ Indien. Indien ist 39 x so groß wie Österreich und beherbergt 1,4 Milliarden Menschen. In Indien heißt Kopfnicken nein und Kopfschütteln ja. Die verheiratete Frau trägt den Bindi als Glückszeichen für das Ehepaar. Der Elefant, der Pfau und die Kuh sind heilig und Indien exportiert weltweit die meisten Gewürze. 80% der Menschen sind Hindus, 2,3 % ChristInnen. In die Schule sollten alle Kinder gehen, doch verhindert dies oft die Armut, Kinderarbeit, Kinderehen oder Obdachlosigkeit.

Offiziell ist Indien ein moderner Staat mit Raumfahrt und sogar einer Astronautin, aber es gibt viele Probleme: die Armut der unteren Gesellschaftsschichten, Verfolgung von Minderheiten, auch der ChristInnen und die Diskriminierung der Frauen. Frauen sind vor dem Gesetz gleichberechtigt, aber nicht nach der Tradition. Sie waren und sind oft noch immer Besitz. Bei der meist arrangierten Heirat durch die Eltern der Brautleute, wird die Mitgift der Braut ausgehandelt. Diese ist zwar seit 1961 verboten, aber sie lebt leider weiter und ist für die Familie des Bräutigams eine lukrative Einnahmequelle. Die Braut muss ja froh sein, in der neuen Familie aufgenommen zu werden und den Haushalt nach dem Geschmack der Schwiegermutter zu führen. Gewalt gegen Frauen ist ein weiteres Problem, viele Verbrechen werden vertuscht, weil die Polizei bestechlich ist oder weil Frauen einfach nicht angehört werden. Indien ist das für Frauen gefährlichste Land der Erde. Studien gehen davon aus, dass jede dritte Frau in der Familie misshandelt wird (ca. die Hälfte der Frauen glaubt, dass Schläge vom Ehemann gerechtfertigt sind) und jede zehnte Frau erlebt schwere Gewalt. Frauen werden ermordet, weil die vereinbarte Mitgift nicht bezahlt wurde und daher eine neue Einnahmequelle her muss. Es häufen sich die Küchenunfälle. Mädchen, die die Familienehre „beschmutzt“ haben, sind von sogenannten Ehrenmorden bedroht. Es häufen sich die Vergewaltigungen. Ein Grund für die schlechte Behandlung von Frauen ist der große Männerüberschuss. Weibliche Föten werden trotz Verbotes oft abgetrieben. Der Druck auf Frauen, einen Sohn zu gebären, ist groß. Auch für Frauen mit akademischen Abschluss endet die Karriere oft mit Heirat. Dann ordnen sie sich den Bedürfnissen der Familie unter und so üben nur 24 % der Frauen Indiens einen bezahlten Beruf aus. Nach der Kinderpause verhindert oft das geschwundene Selbstbewusstsein die Rückkehr an den Arbeitsplatz. Doch Frauen formieren sich, gegen Gewalt und für ihre Unabhängigkeit. Doch noch immer meinen viele, dass Frauen nur lernen sollten, um bessere Mütter zu werden, denn ihre Unabhängigkeit mache sie arrogant und ungehorsam gegenüber Ehemann und Schwiegermutter. Und in jedem Fall wird erwartet, dass Frauen den Haushalt führen, sich um die Kinder, Alten und Kranken kümmern, Kinderbetreuungen, wie bei uns, gibt es kaum.

In den Teeterrassen von Darjeeling am Fuße des Himalayas pflücken tausende Frauen Tee. Dieser Tee hat einen bitteren Beigeschmack, weil die Frauen wie Sklavinnen ausgebeutet werden, sie schuften jeden Tag und bekommen trotzdem ihre Familien kaum satt. Doch manche ihrer Kinder dürfen nun studieren, mit unserer Hilfe. Die katholische Kirche Indiens ist ja recht klein. Sie sorgt aber für ein Fünftel der schulischen Versorgung, für ein Viertel aller Hilfen für Witwen und Waisen und für ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken.

Auch in Kalkutta gibt es ein Projekt, dass armen Kindern den Schulbesuch ermöglicht und ihren Eltern hilft, kleinen Hütten mit festem Boden zu bekommen. Zwar sind ChristInnen in Indien von Verfolgung bedroht, werden Frauen oft auch als Sexuelles Freiwild betrachtet. Aber es gibt in Indien seit zweitausend Jahren Christinnen und warum sollten Religionen nicht friedlich und mit gegenseitiger Wertschätzung und Hilfe miteinander leben können? Pater Wallner von den päpstlichen Missionswerken spricht immer wieder von der Wichtigkeit der Spenden, aber auch des Gebetes und Menschen, denen mit unserem Geld geholfen wird, sprechen es auch aus. „Dass Menschen irgendwo auf der Welt an uns denken und gar für uns beten, unglaublich.“ Tun wir das Unglaubliche, dass die Welt ein Bisschen besser wird!

– Elisabeth „Sissi“ Eichinger

Share this...
Share on Facebook
Facebook
0Tweet about this on Twitter
Twitter