Gedanken

Ich bin ja nicht mehr die Jüngste. Als Kind in den 60er Jahren ist mir nicht aufgefallen, dass Frauen und Männer verschiedene Rechte hatten. Ja, die Männer haben gesagt, was in der Landwirtschaft zu tun wäre, die Küche und der Haushalt war für Frauen da. Und dass der wirklich gute Vater nicht in der Küche helfen wollte und sagte, da wären eh 4 Frauen, hat mich manchmal ein bisschen geärgert, aber die wichtigen Entscheidungen fällten die Eltern gemeinsam, das Geld hatten sie gemeinsam. Auch als junges Mädchen ist mir in meinem Mikrokosmos nichts Negatives aufgefallen. Dass Politiker keine Frauen waren und Chefs ebenso wenig, war normal. Ich hab nicht darüber nachgedacht. Nach meiner Hochzeit 1979 gab es eine Volkszählung und da musste der Haushaltsvorstand angegeben werden. Da haben Josef und ich uns sehr gewundert. Was soll jetzt das? Mit den kleinen Kindern traf ich mich mit Freundinnen, aber es gab auch das Mütterseminar der ED Wien. Wurde in Hl. Kreuz organisiert mit ReferentInnen, die mir die Augen öffneten. Mir wurde die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen bewusst, im zivilen Leben und in der Kirche. In den 70ern war ja schon einiges für Frauen getan worden. In den 90ern wurde Johanna Dohnal für ihre Bemühungen mit Spott und Häme überschüttet, zum Glück ohne Erfolg. Jetzt wurde mir bewusst, wie wichtig Emanzipation ist und Partnerschaft in einer Beziehung. Ich hörte von Paaren, die nicht so gelebt haben, Männern, die ihre Frauen nicht arbeiten ließen, sie mit einem Wirtschaftsgeld abspeisten, für alles Rechenschaft verlangten. Eine Scheidung war für Frauen fast unmöglich. Heute heißt das Mütterseminar ANIMA und feiert ihr 50 jähriges Bestehen. Tausende Frauen im Rahmen dieser Bildungsinitiative Seminare zu Persönlichkeit, Gemeinschaft, Gesellschaft, sowie Kunst und Kultur besucht und ihren Horizont erweitert. Danke Mütterseminar, danke ANIMA.

Wer glaubt, dass es im 21 Jahrhundert Gleichberechtigung in Österreich gibt, der irrt leider. Frauen habe geringere Pensionen, waren früher in Frauenberufen mit wenig Entlohnung oder teilzeitbeschäftigt, na eh. Aber bei 3 von 4 Teilzeitbeschäftigten geht es nicht anders, sie haben Kinderbetreuungspflichten und pflegen Angehörige. 8 von 10 PflegegeldbezieherInnen werden zu Hause gepflegt. Gut, so bleibt der Pflegekollaps aus, aber die Frauen werden es im Alter büßen, überhaupt, wenn die Ehe schief gegangen ist. Und in den Chefetagen, da fehlen die Frauen auch, weil Männer gern unter Männern sind. Wer sich auf gemischte Teams einlässt, hat ein besseres Betriebsklima und mehr wirtschaftlichen Erfolg, besagen Studien, aber nicht jedes Unternehmen will das und steuert lieber auf den Abgrund zu, siehe Kirche. Auch die katholische Frauenbewegung beschäftigt sich schon viele Jahre mit der Ungerechtigkeit Frauen gegenüber, wenn sie Sorgearbeit übernehmen. Frauen sparen zwar der Gesellschaft viel Geld, bekommen aber nichts dafür. Es gibt eine Menge guter Ideen. Ach, wenn die Politik nicht nur herumstreiten täte. Frauen müssen aber auch selbst auf sich schauen und zur Selbsthilfe greifen. Die kfb berät und hat jetzt in Wien eine neue Vorsitzende, die wir gut kennen. Ernie Novosel, wir gratulieren!

Da sind wir aufgewacht und es war Krieg in Israel.   Dokumentationen im Fernsehen! Habe nicht gewusst, dass die überlebende jüdische Bevölkerung nach dem Holocaust in weiteren Lagern gefangen gehalten wurde, von den Befreiern. Die Leute wollten nach Palästina. 1948 konnte Israel, getrennt von einem arabischen Palästina   gegründet werden. Leider starteten die Araber gleich den erstem Krieg, viele Araber wurden zu Flüchtlingen, die bis heute heimatlos sind, keinen Pass haben und in einem „Freiluftgefängnis“ in Gaza oder im Westjordanland leben. Natürlich gab und gibt es wie überall viele Friedliebende, aber die Gewalt hat die Oberhand, ob die politische Führung nun PLO oder Hamas heißt. Die Frauen leiden außer an den schon schwierigen Verhältnissen auch noch am Patriarchat. Und Israel – Israel ist ein gespaltenes Land, ein Teil sehr säkular, die anderen mit immer weniger Religionstoleranz und das an einem Ort, wo die größten Heiligtümer der drei großen monotheistischen Religionen stehen. Mit dem Krieg, kann man auch gleich noch die ChristInnen untern den Arabern loswerden. Die Situation ist so verfahren und es gibt so viele Wahrheiten, so viele Ungerechtigkeiten, so viele alte und neue Verletzungen und Traumata. Wie soll da Friede werden? Da kann man nur beten. Zuerst war ich erschreckt, gerade 2024 ist der Weltgebetstag der Frauen den Palästinenserinnen gewidmet. Aber jetzt denke ich schon, unsere Schwestern dort brauchen jedes Gebet, dass sie kriegen können. Und unsere alten jüdischen Geschwister auch.  Was sagt unser Papst: „Jeder Krieg ist eine Niederlage.“ Warum wissen das die Kriegstreiber nicht?

– Elisabeth „Sissi“  Eichinger

Bild: kfb.at

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