Am Mittwoch den 5. Juni 2024 startete die zehnte Leopoldauer Männerwallfahrt. Eine große Gruppe aus sechszehn Leopoldauern und Wahl- bzw. Herzensleopoldauern machte sich vor sieben Uhr früh von Perchtoldsdorf auf den Wiener Wallfahrerweg 06, um in vier Tagen Mariazell zu erreichen. Etwas später im Jahr als sonst, erwarteten sie diesmal besonders üppige Sommerlandschaften. Mit dabei waren auch zwei Mitglieder des Pfarrgemeinderates von Leopoldau: Johann Angst und Bernhard Schaden, der die Wallfahrt wie immer perfekt organisiert hat. Ein erstmaliger Teilnehmer war Pfarrer Ivica Stankovic, welcher, nachdem er am ersten Tag noch seinen Rhythmus suchte, sich dann als flotter Bergläufer entpuppte.
Von Perchtoldsdorf ging es los über die Kammersteiner Hütte (auf 575 m) nach Heiligenkreuz, wo eine kurze Andacht gehalten wurde. Weiter über Mayerling ging es zur Mittagsrast in Maria Raisenmarkt und dann über den langen Anstieg auf den Peilstein (Peilsteinhaus auf 716 m), um nach einem sehr langen und stetigen Abstieg in Furth an der Triesting anzukommen. Damit war der erste und längste Tag der Wallfahrt mit insgesamt 37 km und 1.240 m Anstieg geschafft und die Wallfahrer konnten sich im Gasthof zum Furthnerwirt der Abendgestaltung widmen. Hier wurden die Gruppe und speziell Pfarrer Ivica auch von seinen ehemaligen Gemeindemitgliedern herzlich empfangen.
Nach einer Wanderung durch das wunderschöne Triestingtal sind der steile und lange Anstieg auf das Kieneck (Enzianhütte am Kieneck auf 1.107 m) und danach auf den Unterberg (Unterberghütte auf 1.187 m) am dritten Tag die wahren Prüfsteine auf der Wallfahrt. Viele merkten hier besonders stark, dass sie über die 20 Jahre der Leopoldauer Männerwallfahrt nicht nur an Lebensjahren, sondern auch an Zentimetern am Bauch zugenommen haben. An seine körperlichen Grenzen zu gehen und der Abstand zum Alltag auf der Wallfahrt helfen eine neue Perspektive auf die täglichen Probleme zu bekommen. Sehr hilfreich dabei ist auch, dass man auf dem gesamten Weg selten Internetempfang hat. Bei der hölzernen Kapelle Maria Einsiedl am Unterberg wurde in malerischer Kulisse wieder Andacht gehalten.
Nach dem langen Abstieg nach Rohr im Gebirge konnte man dann seine wohlverdienten Getränke in der Abendsonne auf der Terrasse des Hotels Kaiser Franz Josef genießen. Das Wetterglück war den Leopoldauern dieses Jahr besonders hold und wie jeden Tag der Wallfahrt setzten Regen und Gewitter nach dem strahlenden Sonnenschein des Tages erst ein, als alle die Quartiere erreicht hatten.
Der dritte Tag ist der kürzeste und am wenigsten anspruchsvolle und führte über die Kalte Kuchl nach St. Aegyd am Neuwalde. Nach der kalten Kuchl geht es durch eine landschaftlich wunderschöne, aber sehr abgeschiedene Gegend ohne Einkehrmöglichkeit. In St. Aegyd kommen im Landgasthof zum Blumentritt die Feinschmecker und Weinliebhaber voll auf ihre Kosten und die beiden Schwestern, die es betreiben sind sogar noch herzlicher zu den Leopoldauern als die auch sehr gastliche Wirtenfamilie in Furth und die freundlichen Belegschaften des Kaiser Franz Josef und des Hotels Drei Hasen in Mariazell.
Nach dem letzten langen Anstieg der Wallfahrt über das (Kernhofer) Gscheid (970 m) geht es über Straßen und Forstwege in Richtung des Walstertals bzw. „auf die Walster“ mit dem Hubertussee in Richtung Mariazell. Traditionell wird dort das Luckerte Kreuz am Kreuzberg einzeln durchschritten, was für jeden das Ankommen in Mariazell nach insgesamt 115 km und 3.450 m Anstieg repräsentiert.
In Mariazell besuchten wieder viele die Kerzengrotte, um ihrer Verstorbenen zu gedenken. Die Messe wurde von Pfarrer Ivica in der St. Michael Kapelle neben der Basilika abgehalten und natürlich von allen Wallfahrern besucht.
Anders als sonst erfolgte nicht an diesem Abend die Abreise, sondern die meisten Teilnehmer verblieben noch eine Nacht in Mariazell, da dies die letzte Wallfahrt ist, die Bernhard Schaden organisierte. Das sensationelle Essen im Restaurant und Bauernhof Lurgbauer und die anschließende Abendgestaltung im Hotel Drei Hasen und in der Disco (!) waren dann der feierliche Ausklang von über 20 Jahren.
Die Leopoldauer Männerwallfahrt ist immer eine Mischung aus körperlicher Herausforderung, Gelegenheit zum Abschalten in traumhafter Natur, Auszeit vom Alltag, Freundschaft und Geselligkeit und dafür ist neben jedem einzelnen Teilnehmer vor allem dem Organisator Bernhard Schaden zu danken. Es ist zu hoffen, dass sich vielleicht aus der neuen Generation an Leopoldauern ein Nachfolger für ihn findet, der diese Tradition fortführt. (Autor: Alois Horalek)